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Experteninterview zum Thema “Zucker in der Ernährung”

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Stuttgart/Karlsruhe (bb). Es folgt ein Interview mit Birgit Leuchtmann-Wagner, Diätassistentin und Ernährungsberaterin DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), und seit 2006 Ernährungsexpertin und Gebietsrepräsentantin bei der Deutschen BKK, Wolfsburg, und Prof. Dr. Hilmar Stracke, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechsel von der Medizinischen Klinik und Poliklinik III der Universität Gießen und Marburg.

1.    Was genau ist eigentlich Zucker?

Birgit Leuchtmann-Wagner: Unser ganz normaler Haushaltszucker ist ein reines Kohlenhydrat, und zwar ein sogenanntes Disaccharid. Das ist ein Zweifachzucker, dessen Bausteine die Einfachzucker Traubenzucker und Fruchtzucker sind. Er wird aus der Zuckerrübe gewonnen.

2.    Zucker wird häufig mit Übergewicht in Verbindung gebracht. Hat er mehr Kalorien als andere Nahrungsmittel wie Stärke, Eiweiß und Fett?

Leuchtmann-Wagner: Da Zucker wie Stärke ein Kohlenhydrat ist, liefert ein Gramm davon rund vier Kilokalorien, genauso viel wie ein Gramm Eiweiß. Fett dagegen hat rund neun Kilokalorien pro Gramm.

3.    Wie viel Zucker am Tag ist denn nun in Ordnung?

Leuchtmann-Wagner: Die DGE empfiehlt einen moderaten Zuckerkonsum. Vereinheitlichen lässt sich die erlaubte Menge an Süßem nicht, da sie von vielen Faktoren abhängig ist und auch individuell gesehen werden muss.

4.    Schließen sich nach den Empfehlungen moderner Ernährungsratgeber Genuss und Gesundheit aus?

Leuchtmann-Wagner: Genuss und Gesundheit gehören zusammen und bilden ein Team. Ausgewogene Ernährung kann nur dann gesundheitsförderlich sein, wenn bewusst und genussvoll gegessen wird.

5.    In vielen süßen Speisen ist Glukosesirup. Was ist das und wie wirkt das im Unterschied zu Zucker?

Leuchtmann-Wagner: Glukosesirupe werden mittels Säuren oder Enzymen aus Pflanzenstärke hergestellt und bestehen aus Glukose, Maltose und längerkettigen Kohlenhydraten (Oligosacchariden). Sie sind zähflüssig und können dadurch die Viskosität von Lebensmitteln wie Likören, Karamellbonbons oder Marmeladen erhöhen.

6.    Die Lust auf Zucker ist uns angeboren, schon Säuglinge bevorzugen Süßes. Wofür braucht der Körper Zucker, und warum mögen wir ihn so gern?

Prof. Dr. Hilmar Stracke: Kohlenhydrate sind wichtige Energiequellen, die den Körper leistungsfähig halten. So sind sie beispielsweise für die Muskelkontraktion verantwortlich und deshalb besonders bei körperlicher Aktivität unverzichtbar. Das Gehirn kann ohne Glukose überhaupt nicht funktionieren. Kohlenhydrate wie Stärke und Zucker sind in allen Grundnahrungsmitteln enthalten.

7.    Ist es grundsätzlich sinnvoll, auf zuckerfreie oder zuckerreduzierte Nahrungsmittel zurückzugreifen?

Prof. Dr. Stracke: Nicht unbedingt, denn Kohlenhydrate sind als Energiequelle ja notwendig für den Körper. Zudem liefern viele Zuckeraustauschstoffe ebenfalls Kalorien, und Lebensmittel mit Süßstoff enthalten häufig mehr Fett oder Eiweiß und sind damit auch nicht unbedingt “leichter”.

8.    Diabetes wird auch als Zuckerkrankheit bezeichnet. Was hat Diabetes wirklich mit Zucker tun? Kann denn ein hoher Zuckerkonsum den Ausbruch dieser Krankheit begünstigen?

Prof. Dr. Stracke: Zucker ist kein ursächlicher Auslöser für Diabetes und für Betroffene nicht tabu. Diabetiker brauchen auch keine speziellen Lebensmittel, sondern lediglich eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Ein entscheidender Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes ist Übergewicht, weswegen man beim Essen immer auf eine ausgewogene Energiebilanz achten sollte.

9.    Was setzt schneller an: Zucker oder Fett?

Prof. Dr. Stracke: Kohlenhydrate wie Zucker werden vom Körper bevorzugt verbrannt. Fett dagegen wird leichter gespeichert und ist daher schlechter für die Figur als normaler Zucker. Ein Gramm Fett hat etwa doppelt so viele Kalorien wie ein Gramm Zucker.


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