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Interview mit dem neuen Millionen-Gewinner bei Günther Jauch Sebastian Langrock

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Foto: RTL / Stefan Gregorowius

Köln (bb). Ledig, Single, von Beruf Pokerspieler und neuer Millionär bei Günther Jauch! Sebastian Langrock (36) aus München hat hoch gepokert und alles gewonnen: Er beantwortete am Montag, 11. März 2013, in der 1073. Folge von “Wer wird Millionär?”, alle 15 Fragen richtig und gewann 1 Million Euro. Doch so einen Millionengewinner gab es bisher noch nie: Sebastian Langrock schaffte es mit dem Telefonjoker bis zur Millionenfrage, setzte seinen letzten Joker aber nicht ein und wusste sogar die richtige Antwort, noch bevor Günther Jauch die vier Antwortmöglichkeiten nennen konnte. Der Pokerspieler, der mit vier Jungs in einer Münchner WG wohnt, ist damit der achte Millionär bei Günther Jauch (ohne Prominenten-Specials).

Was war das für ein Gefühl, als klar war, dass Sie gewonnen haben? Und wie fühlen Sie sich jetzt?
Sebastian Langrock: Direkt nach dem Gewinn, als das Konfetti und dieses Zeug vom Himmel fiel, Jauch mir die Hand geschüttelt hat, und mein Freund auf die Bühne gerannt kam… das ist surreal. Das ist nicht zu beschreiben, dieses Gefühl. Es ist unfassbar. Ich stand da und hatte Tränen in den Augen. Ich konnte es nicht fassen. Man hat das ja immer im Fernsehen, wenn Fußballspieler nach irgendeinem Champions-League-Spiel gefragt werden, wie sie sich fühlen: Da heißt es auch immer, ich kann es noch gar nicht fassen. Und genauso ist es bei mir auch. Man denkt sich immer, was reden die denn da und jetzt weiß ich, wie die sich fühlen, wenn irgendetwas Krasses passiert ist. In dem Moment, als ich da auf dem Stuhl saß, die Frage kam und ich die Antwort wusste, habe ich eine Gänsehaut bekommen. Und jedes Mal, wenn ich mich an diese Situation erinnere, kriege ich wieder eine Gänsehaut. Und wie im Studio muss ich dann wieder die Faust ballen. Das ist ein krasses Gefühl.

Was machen Sie beruflich?
Langrock: Ich spiele Poker, und zwar online und im richtigen Kasino, so halbe-halbe. Ich war in den letzten drei, vier Jahren ein bisschen in der Weltgeschichte unterwegs, größtenteils in Österreich, weil Poker da legal ist und nicht, so wie in Deutschland, in einer Grauzone ist und es deswegen auch wenig Angebote für Pokerturniere in richtigen Kasinos gibt. Ich war auch schon in Tschechien und vor allem in Macao, das ist das Las Vegas Asiens. Das ist fast noch ein bisschen größer und heller und lauter als Las Vegas.

Hat Ihnen das Pokern im Hinblick auf den Umgang mit Nervosität geholfen?
Langrock: Ja. Auf alle Fälle.

Inwiefern?
Langrock: Wenn du da auf dem Stuhl sitzt, stehst du natürlich voll unter Druck. Du hast das Spotlight an, die Kameras auf dich gerichtet, das Publikum schaut zu, und dann musst du Entscheidungen treffen. Wenn du im Kasino sitzt und um viel Geld spielst – zum Beispiel ein Turnier, wo man 500 Euro Buy-In zahlt, das heißt, du musst 500 Euro zahlen, damit du mitspielen darfst, dann kriegt der erste zum Beispiel 250.000 Euro. Und wenn du in so einem Turnier mitspielst, wo dann auch viele Kameras um dich rumstehen und es auch um viel Geld geht, dann lernst du, mit dem Druck umzugehen, und Entscheidungen zu treffen, bei denen es wirklich um viel Geld geht. Das habe ich jetzt schon ein paar Mal gemacht in den letzten Jahren und war vielleicht deswegen so cool. Mir haben nicht die Hände gezittert, keine Schweißausbrüche – ich war voll fokussiert. Und da hat mir das Pokern tatsächlich geholfen.

Sie hatten für die Millionenfrage ja noch einen Joker übrig. Warum haben Sie sich nicht noch mal abgesichert?
Langrock: Die Logik ist ganz einfach. Die Frage war ja: Was ist die Zwanzig-Nach-Vier-Stellung? Diese Stellung kommt aus der Gastronomie und beschreibt, wie man das Besteck auf den Teller legt, wenn man fertig ist, damit der Kellner abräumen kann. Ich habe über zehn Jahre in der Gastronomie gearbeitet und von dieser Zwanzig-Nach-Vier-Stellung noch nie was gehört. Also wenn es einer hätte wissen sollen, dann ich, weil ich aus der Materie komme. Und ich wusste es bis vor kurzem selbst nicht. Das heißt, dass meine Joker es unmöglich hätten wissen können. Ich war mir zu 99,9% sicher und wollte nicht von einem, der keine Ahnung hat, einen falschen Input bekommen. Ich war mir deswegen so sicher, weil ich das fünf Tage vorher in einem Buch gelesen hatte, das mir mein Mitbewohner geschenkt hatte. Das Buch heißt „Die volle Dosis unnützes Wissen“.  Da war so Kram drin, den man nicht wissen muss, der aber helfen kann. Unter anderem eben die Zwanzig-Nach-Vier-Stellung. Und die Frage kommt bei der Millionenfrage! Warum soll ich dann mit einem Joker absichern, von dem ich weiß, dass er die Antwort nicht weiß?!

 

Foto: RTL / Stefan Gregorowius

Waren Sie sich wirklich sicher bei der Antwort und waren Sie sich wirklich sicher, dass keiner Ihrer Joker die Antwort wusste?
Langrock: Ja. Zu 99,9 Prozent war ich mir sicher.

Was haben Sie denn mit dem Geld vor?
Langrock: Vor der Sendung habe ich mir extra keinen Plan gemacht, was ich mit einem Gewinn mache, weil ich das Weiterkommen nicht torpedieren wollte mit irgendwelchen Wünschen. Sonst wäre ich bei 32.000 oder 64.000 gesessen mit dem Wissen, dass ich das, was ich unbedingt wollte, jetzt sicher habe, und hätte dann angefangen, gar kein Risiko mehr einzugehen, wie es viele Kandidaten gemacht haben. Ich wollte dieses Spiel, wie bei einem Poker-Turnier auch, zu Ende spielen. Das war meine Grundintention, mir gar keine Gedanken vorher zu machen, was ich mit dem Geld mache, sondern erst darüber nachzudenken, wenn es soweit ist. Jetzt ist es soweit… Auf alle Fälle werde ich im Juni/Juli nach Las Vegas fliegen, da sind die Weltmeisterschaften, die World Series of Poker, und da werde ich mit Sicherheit zwei, drei Turniere spielen. Das war schon immer mein Plan, seit ich angefangen habe, Poker zu spielen.

Haben Sie keine Angst, das Geld wieder zu verzocken, wenn Sie jetzt weiter Poker spielen?
Langrock: Ich spiele jetzt seit fünf Jahren Poker, und ich mache das ja nicht deswegen, weil ich Angst davor habe, mich zu verzocken, sondern ich habe mein Geld in den letzten fünf Jahren stetig vermehrt und konnte davon leben. Warum sollte das jetzt anders sein? Das Ziel ist es, aus der Million zwei zu machen und nicht, das zu verballern.

Waren Sie überrascht von Ihrem Gewinn?
Langrock: Ja, auf alle Fälle. Ich bin immer fest davon ausgegangen, dass ich irgendwann ein richtig großes Pokerturnier gewinne – weil, wenn du viele Turniere spielst und gut bist, irgendwann einfach der Tag kommt, an dem du Glück hast. Dieses Vertrauen in mich und in die Zukunft hatte ich immer: Dass irgendwann dieser Weg, den ich eingeschlagen habe, zum Erfolg führt. Dass ich dieses Glück nicht beim Pokern hatte, sondern bei so einer Sendung… das ist einfach Wahnsinn.

Sie verdienen mit dem Pokern ja Ihren Lebensunterhalt. Ecken Sie damit an bei Ihrer Umgebung?
Langrock: Ja, klar. Vor allem Frauen können dieses Metier überhaupt nicht verstehen. „Du verzockst doch dein ganzes Geld“, höre ich mir von jeder Frau an, der ich versuche zu erklären, was ich da mache. Männer sind ein bisschen anders, weil die auch von der Materie Pokern ein bisschen was verstehen… Im Grunde ist es so, dass Poker offiziell in Deutschland ein Glücksspiel ist. Das ist es aber nicht. Dieses Glück, wovon immer geredet wird, das gleicht sich auf lange Sicht aus. Am Ende ist der im Plus, der besser spielt. Der zur richtigen Zeit mutig ist und zur richtigen Zeit auch mal die Karten wegschmeißen kann, der den anderen besser lesen kann, der ein bisschen besser rechnen kann.

Wie sind Sie zum Pokerspielen gekommen?
Langrock: Meine Grundintention war immer, nachdem ich so eine kleine Midlife-Crisis mit Ende 20 hatte, dass ich endlich mal mache, was ich will. Nicht irgendwas machen, weil ich Geld verdienen muss und wozu ich mich zwingen muss. Sondern ich will das machen, was ich auch umsonst machen würde. Damit will ich mein Geld verdienen. Win-win. Und das habe ich probiert. Ob das jetzt Poker oder sonst was ist: Jeder sollte sein Ding machen. Aber ich bin jetzt auch noch nicht so weit, dass ich schon der Ratgeber sein kann.

Sie sind solo…?
Langrock: Ich hoffe, dass ich eine Frau kennenlerne, die mich nicht erkennt. Weil es sonst schwierig wird, rauszufinden, ob die nur auf den Berühmtheitsgrad steht oder auf das Geld oder auf sonst irgendetwas.


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